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Change Management bei ERP-Einführung: Strategien für erfolgreiche Digitaltransformation

Change Management bei ERP-Einführung: Strategien für erfolgreiche Digitaltransformation

Einleitung

Die Einführung eines neuen Enterprise-Resource-Planning-Systems (ERP) gehört zu den transformativsten Projekten, die ein Unternehmen durchlaufen kann. Doch während Geschäftsführer und IT-Leiter oft den technologischen Aspekt in den Fokus rücken, zeigt die Praxis ein anderes Bild: Fast nie scheitern ERP-Projekte wegen der Technik – meist sind es Missverständnisse, Konflikte und Widerstände der Mitarbeitenden, die Verzögerungen verursachen [1]. Change Management ist daher nicht optional, sondern der zentrale Erfolgsfaktor für ERP-Implementierungen. Dieser umfassende Leitfaden zeigt Ihnen, wie Sie Ihre Organisation strategisch durch diesen Veränderungsprozess führen, Widerstände überwinden und eine nachhaltige Akzeptanz des neuen Systems sichern. Wir beleuchten bewährte Methoden, praktische Umsetzungsschritte und häufige Fallstricke, damit Ihr ERP-Projekt nicht nur technisch, sondern auch organisatorisch erfolgreich wird.

Inhaltsverzeichnis:

  • Grundlagen des Change Managements in ERP-Projekten
  • Warum Change Management oft unterschätzt wird
  • Phasen einer erfolgreichen ERP-Implementierung
  • Strategien zur Überwindung von Widerständen
  • Schulung und Mitarbeiterkommunikation
  • Governance und Rollen im Change Management
  • Häufig gestellte Fragen
  • Fazit und nächste Schritte

Grundlagen des Change Managements in ERP-Projekten

Change Management im Kontext von ERP-Einführungen beschreibt den strukturierten Prozess, durch den eine Organisation ihre Mitarbeitenden, Prozesse und Technologien an die neuen Anforderungen und Möglichkeiten des integrierten Systems anpasst. Formal erfolgt die operative Durchführung einer ERP-Implementierung in fünf Phasen: Projektvorbereitung, Business Blueprint, Realisierung mit Prototyping, Go-live-Vorbereitung und Produktivstart mit Support zur Optimierung [2]. Doch jede dieser Phasen hat eine menschliche Komponente, die entscheidend für den Erfolg ist.

In einer wissenschaftlichen Masterarbeit zu Change Management als Erfolgsfaktor bei ERP-Einführungen zeigte sich, dass der Erfolg von ERP-Implementierungen wesentlich von der effektiven Durchführung von Change-Management-Maßnahmen abhängt [3]. Die Studie betont die Bedeutung der Nutzerakzeptanz und entwickelt praxisorientierte Richtlinien basierend auf qualitativen Analysen und Mitarbeiterbefragungen.

Ein häufiges Missverständnis besteht darin, Change Management als „Soft Skill“ zu betrachten – etwas, das man am Rande des Projekts erledigt. Die Realität zeigt jedoch: Viele Projektteams glauben, dass Change Management sie verlangsamen könnte und wird erst am Ende des Projekts als notwendig erachtet [4]. Dies ist ein kostenspieliger Irrtum. Erfolgreiches Change Management ist integrativer Bestandteil jeder Projektphase und trägt maßgeblich dazu bei, Budget-, Zeit- und Ressourcenüberschreitungen zu vermeiden.

Die Kernelemente eines effektiven Change-Management-Ansatzes umfassen: transparente Kommunikation über alle Hierarchieebenen hinweg, frühzeitige Einbindung von Stakeholdern und Mitarbeitenden, rollenspezifische Schulungen, Change-Agenten als Vermittler zwischen Projektleitung und Anwendenden, und kontinuierliche Feedback-Schleifen zur Anpassung und Optimierung.

Warum Change Management oft unterschätzt wird

Eine hohe transparente Kommunikation erzeugt Verständnis bei allen Beteiligten für die anstehenden Veränderungsprozesse, während Konflikte und Interessensgegensätze zum Change Management gehören und dank eines Veränderungs-Mindsets fair ausgetragen werden [5]. Doch viele Organisationen investieren nicht ausreichend in diesen Prozess, aus mehreren Gründen:

Priorisierung technischer Aspekte: IT-Teams konzentrieren sich naturgemäß auf die technische Implementierung des Systems. Die menschliche Seite wird als nachgelagert betrachtet, obwohl sie parallel laufen sollte.

Budget- und Ressourcenbeschränkungen: Change-Management-Aktivitäten werden oft als Zusatzkosten wahrgenommen, nicht als notwendige Investition. Dies führt dazu, dass Schulungen gekürzt oder informale Kommunikation privilegiert wird.

Unterschätzung von Widerständen: Viele Organisationen unterschätzen, wie tief verwurzelt alte Prozesse und Arbeitsweisen sind. Mitarbeitende haben über Jahre oder Jahrzehnte in bestimmten Strukturen gelernt – eine Umstellung ist nicht trivial.

Mangelnde Executive Sponsorship: Wenn die Geschäftsführung nicht aktiv und sichtbar das Projekt unterstützt und die Notwendigkeit kommuniziert, sendet dies ein schwaches Signal an alle anderen Ebenen.

Die Folgen dieser Unterschätzung sind erheblich: Verzögerte Go-live-Termine, schlechte Datenqualität durch fehlerhafte Eingaben, hohe Support-Last nach der Implementierung, mangelnde Systemnutzung, Rollbacks zu alten Prozessen und letztlich ein ROI, der deutlich unter den Erwartungen liegt.

Phasen einer erfolgreichen ERP-Implementierung aus Change-Management-Perspektive

Eine strukturierte, methodische Vorgehensweise bei der ERP-Einführung ist essentiell. Eine wichtige Entscheidung bei der ERP-Implementierung ist die Wahl zwischen einer schrittweisen Einführung (Phased Rollout) und einem Big Bang-Ansatz [6]. Aus Change-Management-Perspektive hat diese Entscheidung tiefgreifende Konsequenzen.

Big Bang vs. Phased Rollout: Der Big Bang-Ansatz führt das gesamte ERP-System in allen Abteilungen und Standorten gleichzeitig ein. Dies kann zwar schnellere Ergebnisse liefern, birgt jedoch erhebliche Risiken. Mit einem Big Bang können sich Probleme systemweit ausbreiten, bevor sie erkannt werden. Aus Change-Management-Sicht ist dies problematisch, da Mitarbeitende gleichzeitig massive Umstellungen erleben und weniger Zeit für Lernkurven und Anpassungen bleibt.

Eine schrittweise Implementierung hingegen verteilt die Einführung auf mehrere Phasen. Diese Methode erlaubt es, in jeder Phase Erfahrungen zu sammeln, Anpassungen vorzunehmen und potenzielle Probleme frühzeitig zu beheben, bevor sie größere Auswirkungen haben [6]. Aus Change-Management-Perspektive ermöglicht dies graduelles Lernen, weniger Überforderung und die Möglichkeit, Best Practices aus frühen Phasen in späteren Rollouts zu integrieren.

Die fünf Implementierungsphasen mit Change-Management-Fokus:

1. Projektvorbereitung: In dieser Phase werden Stakeholder identifiziert, Change-Agenten benannt, Kommunikationspläne entwickelt und eine Executive Sponsor etabliert. Die Change-Management-Aktivitäten starten hier mit der Schaffung von Awareness und dem Aufbau von Unterstützung für das Projekt.

2. Business Blueprint: Während die technischen Teams die Prozessanforderungen dokumentieren, sollten Change-Manager sicherstellen, dass betroffene Mitarbeitende in die Gestaltung eingebunden sind. Dies schafft Ownership und reduziert später Widerstände gegen Prozessänderungen.

3. Realisierung mit Prototyping: Dies ist der Zeitpunkt, um erste Schulungen durchzuführen, User-Feedback zu sammeln und Prototypen mit realen Nutzenden zu testen. Change-Manager moderieren Feedbackrunden und dokumentieren Bedenken.

4. Go-live-Vorbereitung: Intensivierte Schulungen, Dress-Rehearsals, Support-Team-Trainings und ausführliche Kommunikation über den Go-live-Prozess sind zentral. Change-Manager stellen sicher, dass Angststoffe adressiert werden und dass Support-Ressourcen bereit sind.

5. Produktivstart und Optimierung: Nach dem Go-live ist intensiver Support erforderlich. Change-Manager überwachen die User-Zufriedenheit, sammeln kontinuierliches Feedback und leiten Optimierungsprozesse ein. Diese Phase ist oft unterschätzt, aber entscheidend für die langfristige Systemakzeptanz.

Strategien zur Überwindung von Widerständen

Widerstände gegen ERP-Systeme entstehen aus verschiedenen Quellen: Angst vor Jobverlust, Unbehagen mit neuen Technologien, Sorge um erhöhte Komplexität oder einfach das menschliche Resistieren gegen Veränderungen. Ein wirksames Change-Management-Programm adressiert diese Widerstände direkt und empathisch.

Vier Ebenen der Widerstandsbearbeitung:

Informationsebene: Viele Widerstände entstehen aus Unwissenheit. Klare, häufige und offene Kommunikation über das Warum des Projekts, welche Prozesse sich ändern und wie diese Veränderungen den Alltag der Mitarbeitenden beeinflussen, reduziert Angst und Verunsicherung signifikant.

Emotionale Ebene: Menschen sind emotional investiert in ihre etablierten Arbeitsweisen. Methoden wie Workshops, Fokusgruppen oder Feedback-Runden ermöglichen es, die Perspektiven und Anliegen der Mitarbeitenden zu berücksichtigen [7]. Durch aktives Zuhören und die Anerkennung von Bedenken wird emotionaler Widerstand reduziert.

Organisatorische Ebene: Einige Widerstände sind systemisch – alte Prozesse sind mit Anreizmechanismen, Karrierepfaden und Verantwortlichkeiten verwoben. Change-Manager müssen diese Strukturen verstehen und mitverändern.

Kulturelle Ebene: In Organisationen mit starker Risikophobia ist die Einführung neuer Systeme grundsätzlich schwieriger. Die Kultivierung eines Veränderungs-Mindsets, das einen horizontalen Abstimmungsbedarf festlegt und jede Subeinheit zur Teilnahme und Unterstützung mobilisiert [5], ist langfristig notwendig.

Schulung und Mitarbeiterkommunikation

Die Einführung eines ERP-Systems erfordert effektives Change-Management, um Akzeptanz der Mitarbeitenden zu sichern – wichtige Maßnahmen sind umfassende, rollenbasierte Schulungen in mehreren Phasen, frühzeitige Einbindung der Mitarbeitenden und regelmäßige Kommunikation über die Systemvorteile [2]. Eine pauschale Schulung für alle reicht nicht aus. Verschiedene Rollen – von Executive über Key User bis zu Standard User – haben unterschiedliche Lernbedürfnisse und Nutzungsmuster.

Strukturiertes Schulungskonzept:

Welle 1 – Awareness & Executives (Monate 1-3): Führungskräfte verstehen die Business-Rationale, können diese kommunizieren und die Implementierung aktiv unterstützen.

Welle 2 – Key User Training (Monate 3-6): Intensive, praxisnahe Schulungen für Power-User, die später als erste Ansprechpartner für ihre Bereiche fungieren und Kollegen trainieren.

Welle 3 – Business User Training (Monate 5-8): Rollenspezifische Schulungen mit konkreten Szenarien aus dem täglichen Arbeitsalltag.

Welle 4 – Just-in-Time Training & Support (Go-live & danach): Gezieltes Training direkt vor Nutzungsbeginn, kombiniert mit Desk-Side-Support und Hotline in den ersten Wochen nach Go-live.

Schulungsmethoden und -inhalte:

  • Hands-on Workshops: Praktisches Lernen in Labs mit realen oder Test-Daten überträgt sich besser in die tägliche Praxis als reine Vorträge.
  • Prozess-Mapping-Sessions: Gemeinsames Verständnis, wie alte und neue Prozesse ablaufen, reduziert Verwirrung nach Go-live.
  • Schulungsmaterialien in mehreren Formaten: Videos, Quick-Reference-Guides, Job-Aids und FAQs adressieren unterschiedliche Lernstile.
  • Ongoing Support & Reinforcement: Schulung endet nicht am Go-live. Regelmäßige Auffrischungssitzungen und Angebote zur Vertiefung sind essentiell.

Kommunikationsstrategie:

Während der Implementierung ist es wichtig, regelmäßige Updates und klar strukturierte Schulungen anzubieten und eine durchgängige Informationskette schaffen, um sicherzustellen, dass die Mitarbeitenden die neuen Abläufe verstehen und anwenden können [7]. Ein Kommunikationsplan sollte Häufigkeit, Kanäle, Zielgruppen und Inhalte definieren:

Wöchentliche All-Hands: Transparente Updates über Projektfortschritt, Meilensteine und anstehende Aktivitäten.

Abteilungs-Briefings: Spezifische Informationen über Prozessänderungen in jedem Bereich.

Change-Agent-Netzwerk: Change Agents oder Botschafter fungieren als Vermittler zwischen den Projektleitern und den Mitarbeitenden und können eine wertvolle Rolle spielen [7].

FAQ-Dokumentation: Kontinuierlich aktualisierte Antworten auf häufige Fragen reduzieren Verunsicherung.

Success Stories & Quick Wins: Positive Beispiele aus Piloten oder frühen Rollout-Phasen motivieren andere.

Governance und Rollen im Change Management

Ein klares Governance-Modell ist essentiell, um Change-Management-Aktivitäten zielgerichtet und konsistent umzusetzen. Zu den Schlüssel-Rollen gehören:

Executive Sponsor: Die oberste Geschäftsführung, die das Projekt initiiert hat, kommuniziert Priorität und Commitment. Dieser Sponsor ist sichtbar, unterstützt schwierige Entscheidungen und löst Eskalationen auf. Das Fehlen einer starken Executive Sponsorship ist einer der häufigsten Gründe für gescheiterte ERP-Projekte.

Change Manager: Entwickelt und koordiniert alle Change-Management-Aktivitäten. Diese Person verfügt über tiefe Kenntnisse der Organisationskultur, kann mit Widerständen umgehen und fungiert als Advocate für die menschliche Seite des Projekts neben der IT.

Change Agents / Champions: Verteilte Netzwerk von Schlüsselpersonen in verschiedenen Abteilungen, die lokale Kommunikation treiben, Fragen beantworten und Widerstände adressieren. Sie sind das Nervensystem des Change-Management-Programms.

Key User / Business Process Owner: Kombinieren tiefes Prozessverständnis mit Schulungs- und Support-Verantwortung. Sie überbrücken die Lücke zwischen Projektteam und täglichen Nutzenden.

Project Management Office (PMO): Koordiniert die Schnittstelle zwischen technischer Implementierung und Change Management, stellt sicher, dass beide in Sync sind und dass Change-Management-Arbeiten budgetiert und priorisiert werden.

Ein Fehler vieler Organisationen ist, Change Management als Nebenverantwortung neben anderen Rollen zu behandeln. Erfolgreiche Implementierungen investieren in dedizierte Change-Manager und ein funktionierendes Change-Agent-Netzwerk.

Methodische Rahmenwerke und Best Practices

ERP-Software-Hersteller bieten in der Regel computergestützte, standardisierte Einführungsmethoden an, die auf Best Practices basieren und speziell auf ihre eigenen Softwareprodukte zugeschnitten sind, wie beispielsweise die AcceleratedSAP-(ASAP)-Methode oder ihr Nachfolger ValueSAP [8]. Diese Methoden bieten eine solide Grundlage, müssen aber oft auf die spezifische Organisationskultur adaptiert werden.

Kotter’s 8-Stufen-Modell für Veränderungen: Ein bewährter Ansatz, um Change Management zu strukturieren, basiert auf John Kotters Modell:

  1. Dringlichkeitsgefühl schaffen – Warum ist die Veränderung notwendig?
  2. Koalition aufbauen – Wer sind die Unterstützer und Einflussnehmer?
  3. Vision definieren – Wie sieht der Zielzustand aus?
  4. Vision kommunizieren – Regelmäßig und über multiple Kanäle
  5. Hindernisse entfernen – Prozesse, Systeme und Menschen, die den Change blockieren
  6. Kurzfristige Erfolge ermöglichen – Quick Wins mobilisieren Momentum
  7. Gewinne konsolidieren – Nicht zu früh „Mission Accomplished“ ausrufen
  8. Kultur verankern – Neue Verhaltensweisen in Systeme und Normen einbauen

Dieser Ansatz ist besonders wertvoll bei ERP-Einführungen, da er die psychologischen und sozialen Aspekte der Veränderung adressiert, nicht nur die funktionalen.

Häufige Fallstricke und wie man sie vermeidet

Fallstrick 1: Change Management wird zu spät in Angriff genommen

Viele Organisationen starten Change-Management-Aktivitäten erst wenige Monate vor Go-live. Zu diesem Zeitpunkt ist es oft zu spät, um tiefe, kulturelle Verschiebungen herbeizuführen. Change Management sollte parallel zur Business-Blueprint-Phase starten.

Fallstrick 2: Zu wenig Fokus auf Mitarbeiter-Feedback

Das Feedback der Nutzer ist wertvoll, um das neue ERP-System weiterzuverbessern – regelmäßige Umfragen und Feedbackrunden helfen, die Zufriedenheit der Nutzer zu gewährleisten [7]. Organisationen, die zu Top-Down agieren und Mitarbeiter nicht einbeziehen, ignorieren wertvolle Erkenntnisse und erzeugen Frustration.

Fallstrick 3: Unterschätzung der Trainingszeit

Mitarbeitende brauchen oft länger zum Lernen als geplant, besonders bei komplexen Systemen. Buffer in Schulungspläne einbauen und Wiederholungsressourcen bereitstellen ist essenziell.

Fallstrick 4: Mangelhafte Executive Sponsorship

Wenn die Geschäftsführung nicht aktiv sichtbar das Projekt unterstützt, versendet dies ein schwaches Signal an alle Ebenen. Executive Sponsoren müssen Zeit investieren und nicht nur formale Reden halten.

Fallstrick 5: Change Management als Projektkostenposition behandeln

Change Management wird oft als Budget-Position betrachtet, die gestrichen werden kann, wenn Kosten überschritten werden. Dies ist kurzfristig denkend und führt langfristig zu schlechteren Outcomes und höheren Gesamtkosten.

Technische Unterstützung für Veränderungsmanagement: Die Rolle von Integrierten Systemen

Modernes Change Management wird durch integrierte Business-Software unterstützt. Plattformen mit eingebauten Collaboration-, Projekt-Management- und Analytics-Funktionen ermöglichen es, Change-Aktivitäten strukturiert zu verwalten, Fortschritt zu verfolgen und Feedback zu sammeln und zu analysieren. Systeme mit robustem Audit-Trail und Zugriffskontrolle bieten zusätzliche Vorteile bei der Dokumentation und Compliance von Change-Prozessen.

Eine All-in-One-Lösung, die ERP, CRM und Projektmanagement integriert, vereinfacht auch die Koordination zwischen verschiedenen Funktionen bei der Implementierung. Dadurch können Change-Manager bessere Echtzeiteinblicke in den Projektfortschritt erhalten und schneller auf Probleme reagieren.

Messung und Erfolgskriterien

Change-Management-Erfolg sollte nicht nur subjektiv beurteilt werden. Klare, messbare Metriken helfen, Fortschritt zu verfolgen und Anpassungen vorzunehmen:

Adoption-Metriken:

  • Systemnutzungsquoten (Logins, Transaktionen pro Benutzer)
  • Schulungsteilnahmequoten und -completion-Raten
  • Zeitraum bis zur produktiven Nutzung des Systems

Qualitäts-Metriken:

  • Datenqualität-Scores nach Go-live
  • Fehlerquoten bei Dateneingaben
  • Rückfall zu alten Prozessen oder Workarounds

Effizienz-Metriken:

  • Prozesszykluszeiten (Vor vs. Nach)
  • Support-Tickets und deren Auflösungszeiten
  • ROI des ERP-Projekts gegen ursprüngliche Business Cases

Zufriedenheits-Metriken:

  • User-Satisfaction-Surveys
  • Net Promoter Score (NPS) für das System
  • Turnoverquoten bei kritischen Rollen

Regelmäßiges Tracking dieser Metriken – insbesondere in den Monaten nach Go-live – ermöglicht es, Probleme früh zu erkennen und Optimierungsmaßnahmen gezielt einzusetzen.

Fazit und nächste Schritte

Change Management ist nicht ein Programm, das man neben der ERP-Implementierung durchführt – es ist integraler Bestandteil des Erfolgs. Organisationen, die in strukturiertes Change Management investieren, erleben schnellere Adoption, bessere Datenqualität, höhere ROI und vor allem: zufriedenere Mitarbeitende, die das neue System aktiv nutzen, nicht widerwillig tolerieren.

Die erfolgreiche Führung durch ERP-Veränderungen erfordert eine Kombination aus klarer strategischer Vision, transparenter Kommunikation, intensiver Schulung, empathischer Widerstandsbearbeitung und dediziertem Governance. Organisationen sollten Early in die Planung starten, ein starkes Change-Management-Team bilden und dieses mit denselben Ressourcen und Autorität ausstatten wie die technische Projektleitung.

Beginnen Sie heute damit, Ihre Change-Management-Strategie zu formulieren: Etablieren Sie einen Change Manager, bilden Sie ein Change-Agent-Netzwerk, entwickeln Sie einen ehrgeizigen aber realistischen Kommunikations- und Schulungsplan, und definieren Sie klare Erfolgsmetriken. Eine gut durchdachte, methodisch umgesetzte Change-Management-Initiative wird der Unterschied zwischen einem Projekt, das die Erwartungen erfüllt, und einem, das die Erwartungen übertrifft, sein.

Häufig gestellte Fragen (FAQ)

1. Wann sollte Change Management in einem ERP-Projekt starten?

Change Management sollte idealer Weise parallel zur Projektvorbereitung starten – nicht erst wenige Monate vor Go-live. Dies gibt genügend Zeit, um Awareness zu schaffen, Stakeholder-Koalitionen aufzubauen und ein solides Fundament für spätere Aktivitäten zu legen. In der Praxis bedeutet dies, dass der Change Manager und sein Team bereits in Monat 1 der Projektvorbereitung engagiert sind.

2. Wie groß sollte das Change-Management-Team sein?

Die Größe hängt von der Organisationsgröße und Projektkompl exität ab. Für mittelständische Unternehmen (100-500 Mitarbeitende) ist ein dedizierter Change Manager mit 2-3 Change Agents pro Funktionsbereich üblich. Für größere Organisationen kann dies auf ein vollständiges Change-Management-Büro mit Spezialisten für Kommunikation, Training und Adoption wachsen. Das Team sollte etwa 8-12% der gesamten Projektressourcen darstellen.

3. Wie gehen wir mit Mitarbeitenden um, die sich grundsätzlich gegen Veränderung sträuben?

Es ist wichtig, Widerstände nicht als persönliche Ablehnung zu interpretieren. Oft sind sie das Resultat von Angst, Unverständnis oder tatsächlichen organisatorischen Herausforderungen. Empathie, Zuhören und das Verstehen der Bedenken sind erste Schritte. In vielen Fällen kann durch intensive Unterstützung, zusätzliches Training oder Anpassungen im Prozessdesign Widerstand in Akzeptanz transformiert werden. Für hartnäckige Fälle kann eine 1:1-Unterstützung oder mentale Begleitung durch Change Agents helfen. In seltenen Fällen können auch organisatorische Konsequenzen notwendig werden, wenn Mitarbeitende das Projekt aktiv sabotieren.

4. Was ist der Unterschied zwischen Schulung und Change Management?

Schulung konzentriert sich auf das Erlernen der Systemfunktionalität – wie klickt man auf Buttons, wie gibt man Daten ein. Change Management ist breiter und adressiert auch das Warum, wie organisatorische Prozesse sich ändern, wie Rollen sich verschieben und wie man psychologisch durch Veränderung navigiert. Gute Schulung ist eine Komponente von effektivem Change Management, ersetzt es aber nicht. Ein Mitarbeitender kann alle Button-Clicks perfekt beherrschen, aber immer noch das alte System verwenden, wenn Change Management nicht seine Mindsets und Verhaltensweisen adressiert hat.

5. Wie messen wir, ob unser Change Management erfolgreich ist?

Definieren Sie klare KPIs bereits in der Planungsphase. Diese sollten Adoption-Metriken (Systemnutzung, Schulungsabschluss), Qualitäts-Metriken (Datenqualität, Fehlerquoten), Effizienz-Metriken (Prozessverbesserungen, ROI) und Zufriedenheits-Metriken (User Satisfaction, NPS) umfassen. Treffen Sie monatlich nach Go-live, um diese zu verfolgen und bei Bedarf Korrektionsmaßnahmen einzuleiten. Der ultimative Erfolg zeigt sich 6-12 Monate nach Go-live, wenn das System als Norm etabliert ist und Adoption stabil oder wachsend ist.

6. Welche Rolle spielen Change Agents konkret?

Change Agents sind Local Influencer und Problemlöser in ihren Funktionsbereichen. Sie kommunizieren lokales Feedback an das zentralen Change-Management-Team, treiben Schulungen und Adoption in ihrer Einheit voran, beantworten alltägliche Fragen und sind der erste Ansprechpartner für Widerstände und Bedenken. Sie sind nicht IT-Techniker, sondern Vertrauenspersonen mit Kredibilität in ihrer Einheit, die die Veränderung aktiv unterstützen. Ein starkes Change-Agent-Netzwerk ist oft der Unterschied zwischen oberflächlicher und echter Veränderung.

7. Wie wichtig ist Executive Sponsorship wirklich?

Executive Sponsorship ist kritisch. Wenn die Geschäftsführung nicht sichtbar und aktiv das Projekt unterstützt – durch regelmäßige Kommunikation, Lösung von Eskalationen und Allocation von Ressourcen – sendet dies ein Signal, dass das Projekt nicht prioritär ist. Mitarbeitende werden dies wahrnehmen und entsprechend agieren. Eine starke Executive Sponsorship schafft Dringlichkeit, Legitimität und Ressourcenverfügbarkeit, die für Erfolg essenziell sind.

8. Was machen wir, wenn Schulungen nicht zeitig genug vorbereitet sind?

Dies ist eine häufige Situation und erfordert schnelle Anpassung. Priorisieren Sie auf die kritischsten Rollen und Prozesse – Power User und Key User zuerst. Nutzen Sie alternative Lernformate wie Just-in-Time-Training und Peer-Learning. Erhöhen Sie Support-Kapazität unmittelbar nach Go-live. Nutzen Sie auch externe Trainingsressourcen, wenn intern nicht ausreichend Kapazität vorhanden ist. Gleichzeitig evaluieren Sie, was im Training-Plan schief gelaufen ist, um für zukünftige Phasen Lessons Learned zu dokumentieren.

Quellen und weiterführende Literatur

  1. APPLUS ERP GmbH (2025): Change Management & ERP-Einführung: Erfolgsfaktoren und praktische Ansätze [1]
  2. ERP-Management Verlag (2025): ERP-Einführungsmethoden und methodische Best Practices [2]
  3. Rögl-Brunner, Anja (2024): Change Management als Erfolgsfaktor bei der ERP-Einführung – Masterarbeit FernFH [3]
  4. Grant Thornton Deutschland (2024): Der Weg zum passenden ERP-System – Implementierungsleitfaden [4]
  5. Reybex Solutions (2025): Change Management bei der ERP-Einführung – 5 Erfolgsfaktoren [5]
  6. ADIGO GmbH (2025): ERP-Implementierung effizient gestalten – Leitfaden mit praktischen Tipps [6]
  7. eEvolution GmbH (2025): So gelingt Change Management im ERP-Projekt – Strategien und Methoden [7]
  8. ROCON Consulting (2025): Change Management meistern – Mitarbeiter bei ERP-Einführung begleiten [8]

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